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Mythen ums Schwimmen
Abduschen vor dem Schwimmen bereitet auf das kühle Wasser vor - damit der Badespaß nicht mit einem Schreck beginnt.

Mythen ums Schwimmen

Vor dem Badespaß abduschen

Schwimmen im Freibad gehört für viele Menschen zu den schönsten Freizeitmöglichkeiten im Sommer. Doch welche gutgemeinten Tipps sind richtig, und welche können wir über Bord werfen? Experten der Barmer GEK klären auf.

Mythos 1: Bei blauen Lippen raus aus dem Wasser!

Dr. Ursula Marschall, leitende Medizinerin bei der Barmer GEK, erklärt: „Auch wenn es noch so schön im Schwimmbad ist, bei blauen Lippen sollten Eltern ihre Kinder aus dem Wasser holen. Die blauen Lippen sind nämlich eine Reaktion des Körpers, um ihn vor einer Auskühlung zu schützen. Wenn es kalt ist, ziehen sich die Blutgefäße unter der Hautoberfläche zusammen und verringern so den Wärmeverlust. Durch die engen Gefäße fließt das Blut langsamer und der Sauerstoffgehalt im Gewebe sinkt. Um dies wieder auszugleichen, wird der Sauerstoff aus dem roten Blutfarbstoff in das Gewebe abgegeben. Nur Blut mit viel Sauerstoff erscheint rot, Blut mit nur einem geringen Sauerstoffanteil erscheint bläulich. Da die Haut unserer Lippen sehr dünn ist, scheint das dunklere Blut hindurch und lässt sie blau erscheinen. Blaue Lippen im Schwimmbad sind aber nicht grundsätzlich gefährlich. Sanftes Abrubbeln mit dem Handtuch wärmt uns wieder auf und bringt auch die Durchblutung wieder auf Trab.“

Mythos 2: Beim Sprung ins kalte Wasser kann das Herz stehen bleiben

„Gerade an richtig heißen Tagen ist der Sprung ins kühle Nass natürlich verlockend. Für den Körper kann der plötzliche Temperaturunterschied aber ein echter Schock sein – in der Folge kann es zu Herzrhythmusstörungen kommen“, gibt Dr. Marschall zu bedenken. „Der Herzschlag gerät ins Stocken und kann so Kreislaufprobleme und Bewusstseinsstörungen verursachen. Im Wasser ist dies besonders gefährlich. Gefährdet sind vor allem ältere Menschen und Menschen mit einer Vorerkrankung des Herzens, aber auch junge, gesunde Menschen sollten ihrem Körper nicht zuviel zumuten. Deshalb empfiehlt es sich, sich zunächst unter einer Dusche abzukühlen oder langsam ins Wasser zu gehen.“

Mythos 3: Schwimmen nach dem Essen ist ungesund

„Ja, das stimmt – zumindest wenn man eine reichhaltige Mahlzeit zu sich genommen hat“, bekräftigt Klaus Möhlendick, Diplom-Sportwissenschaftler bei der Barmer GEK. „Denn bei einem sehr gut gefüllten Magen besteht die Gefahr, dass Puls und Blutdruck absinken. Daraus kann eine plötzlich auftretende Kreislaufschwäche entstehen, die wiederum Bewusstseinsstörungen mit gefährlichen Auswirkungen beim Schwimmen zur Folge haben kann. Besonders bei Kindern kann zusätzlich verschlucktes Wasser schnell Erbrechen auslösen. Ein kleiner Snack, wie etwa ein Apfel, ist dagegen unbedenklich, weil leicht verträglich.“

Mythos 4: Nasse Badekleidung führt zu Blasenentzündungen

„Diese Annahme stimmt nicht ganz“, räumt Dr. Petzold ein. „Kommt es tatsächlich zu einer Blasenentzündung, liegt das nicht an der Nässe, sondern an Bakterien. Trotzdem gibt es durchaus einen Zusammenhang. Denn wenn die Intimregion nach dem Schwimmen zu sehr auskühlt, führt das zu einer verminderten Durchblutung, und das Immunsystem fährt herunter. Dadurch haben es Krankheitskeime leichter, in die Blase einzudringen und dort eine Entzündung zu verursachen. Außerdem bietet die nasse Badekleidung an sich einen idealen Lebensraum für Bakterien. Die Gefahr, sich auf diese Weise die Blase zu entzünden, gilt in erster Linie für empfindliche Menschen. Deshalb ist es absolut empfehlenswert, auch im Hochsommer nach dem Schwimmen die Badekleidung zu wechseln.“

| Julia Schmidt/Barmer GEK ; Bildrechte: FamVeld/Shutterstock